Landeswettbewerb „ZUSAMMEN GEBAUT – Leben mit Wasser“
Am Freitag, den 6. September 2013 von 14:30 bis 18:00 Uhr findet im Museum Wiesbaden die Preisverleihung des Wettbewerbs „ZUSAMMEN GEBAUT – Leben mit Wasser“ der Landesinitiative Baukultur in Hessen statt.
Das von BGS Wasser bearbeitete Projekt „Naturnahe Umgestaltung des Höchster Wehres im Unterlauf der Nidda, Frankfurt a. M.“ ist in diesem Wettbewerb bis in die zweite Runde gekommen und hat damit eine hohe Qualität in allen fünf Bewertungskriterien, die in der Auslobung genannt wurden, gezeigt.
Das Projekt möchten wir im Folgenden kurz vorstellen:
Naturnahe Umgestaltung des Höchster Wehres im Unterlauf der Nidda
Neue Wege/Kooperation
In dem langen Planungsprozess – über 20 Jahre bis zum Umbau des Höchster Wehres – ist nicht nach der Lösung für ein Detail, sondern zuerst nach generellen Lösungen für die Umgestaltung der gesamten Frankfurter Nidda gesucht, gestritten und in allen Planungsstufen öffentlich diskutiert worden.
Für die Planer selbst waren der enge Kontakt und der regelmäßige Austausch untereinander wichtig aber auch der mit dem Auftraggeber und den zuständigen Behörden. So konnte auf alle Wünsche, aber auch Zweifel und Ängste der Anlieger eingegangen und adäquat reagiert werden.
Durch die jetzige Baumaßnahme wird das Verständnis und die Akzeptanz der Bevölkerung für die folgenden Wehrumbauten noch erheblich gesteigert. Die neue Erlebbarkeit des Gewässers fand bereits in der Bauphase großen Zuspruch.
Das Projekt wird aus unterschiedlichen Quellen finanziert (Ausgleichsabgabe, Fördermittel des Landes Hessen, Ökofonds, Inanspruchnahme städtischer Grundstücke, Investitionshaushalt der Stadt für die neue Brücke).
Nachhaltigkeit
Die naturnahe Umgestaltung ist Bestandteil des von der Hessischen Umweltministerin festgestellten Bewirtschaftungsplans 2009-2015 und des daraus abgeleiteten Maßnahmenprogramms Oberflächengewässer, mit dem die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union umgesetzt wird.
Mit dem Konzept der naturnahen Nidda werden die ökologischen Bedingungen an und in der Nidda verbessert und damit die Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie erfüllt.
Das ehemalige Höchster Wehr hätte aufgrund seines Alters und baulichen Zustands einer grundhaften Erneuerung unterzogen werden müssen. Für die Sanierung wäre ein Kostenaufwand zu erwarten gewesen der über dem des Neubaues liegt. Durch den Wehrumbau werden also Betriebs- und Erneuerungskosten eingespart. Das neue Streichwehr bietet zudem eine viel größere Betriebssicherheit.
Funktionale Anforderungen
Am Standort des Wehres muss ein Höhenunterschied von 2,3 m überwunden werden. Dabei sollte die Durchgängigkeit hergestellt und insgesamt eine Aufwertung der ökologischen Situation erzielt werden, ohne Nachteil für die Oberlieger, insbesondere die Siedlung „Im mittleren Sand“.
Zum Erreichen der ökologischen Durchgängigkeit wurde linksseitig der Nidda ein Umgehungsgerinne angelegt, welches bei Abflüssen unter 2 m³/s allein beaufschlagt wird. Das Umgehungsgerinne selbst wurde naturnah gestaltet, im Auslaufbereich ist durch Einengung ein Abschnitt mit höherer Lockströmung entstanden. Dazwischen waren strömungsberuhigte Erweiterungen vorgesehen. Hier entstand ein neuer Lebensraum für die Aquafauna.
Für den Hochwasserabfluss wurde das Streichwehr errichtet. Um die Überfallhöhe zu minimieren, erhielt das Wehr eine Länge von 80 m und wurde schräg in das Niddabett eingebaut; hierdurch verbessert sich auch die Zuströmung zum Umgehungsgerinne.
Bei der Konstruktion des Streichwehres und des Umgehungsgerinnes war zu berücksichtigen, dass die Hochwassersicherheit und der Niddawasserstand bei kleineren Abflüssen, wegen der Wechselwirkung zwischen Nidda und Grundwasserleiter, annähernd erhalten bleiben muss. Ein Entfernen des Wehres bzw. ein Absenken des Oberwasserstandes hätte unweigerlich zu einem Absinken des Grundwasserspiegels geführt mit negativen Auswirkungen auf die Vegetation der Aue und die 5 oberhalb des Wehres liegenden Altarme.
Als begleitende Maßnahme wurde das linksseitige Ufer der Nidda auf etwa 100 m Länge renaturiert und der vorhandene Deich um etwa 1,10 m auf Vorlandniveau abgesenkt. Durch Uferabflachungen, wechselnde Böschungsneigungen und kleine Buchten wurden vielgestaltige Uferzonen ausgebildet und der gefahrlose Zugang zum Gewässer ermöglicht. Der Hochwasserschutz wird durch einen neuen zurückverlegten Deich gewährleistet. Dieser trägt auch den neuen Fuß- und Radweg.
Die volle Funktionstüchtigkeit der Anlage hat sich schon vor der endgültigen Fertigstellung noch in der Bauphase während mehrerer kleinerer Hochwässer gezeigt. Auch das Anfang Juni gleichzeitig auftretende Main- und Niddahochwasser lief ohne Schäden ab und füllte den durch die Deichrückverlegung neu geschaffenen Retentionsraum.
Das Poster zum Projekt können Sie hier herunterladen: PDF (34,5 MB)